Inselreich Melekahrt
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"..."


der Leibwächter der Faris

Es war eine blutige Geburt und die entkräftete Mutter lag im Sterben. Vollkommen erschöpft hielt sie ihr einziges Kind in den Armen. Liebevoll blickte sie den Vater an. "Kümmere Dich um ihn. Sorge gut für ihn. Ich werde es nicht mehr können." "Schweig, Rahil. Schone Deine Kräfte. Schlafe ein wenig und Du wirst sehen, dass Du bald wieder auf den Beinen sein wirst." "Du weißt, dass das nicht stimmt, Samir." Der Vater wanderte unruhig im Zimmer umher. Er wusste, dass seine Frau sterben würde. Sie hatte zuviel Blut verloren und der Heiler ließ schon viel zu lange auf sich warten. Aber er konnte es nicht ertragen. Sie war sein Leben. Er liebte sie mehr als alles andere auf dieser Welt und ihren Tod konnte er unmöglich ertragen. "Samir!" Schwach erreichte ihre Stimme sein Ohr und er eilte zu ihr "Samir, versprich mir, dass Du ihn gut behütest! Ihn trifft keine Schuld!" Er konnte dieses Versprechen nicht mehr geben. Mit einem schwachen Atemzug war ihr Leben beendet. Sein Kind fing an zu schreien als wenn es den Tod der Mutter beklagen wollte. Der Vater stand am Fenster und blickte ihn die friedvolle und angenehme Nacht hinaus.

Nach kurzer Zeit traf der lang erwartete Heiler ein. Stumm ging er zu dem Kind und wiegte es in seinen Armen. Sein Blick drückte Bedauern aus. "Samir, es tut mir Leid. Ich konnte nicht früher hier sein." Der Vater rührte sich nicht. Der Heiler legte das Kind in seine Krippe. "Ich hätte nichts mehr für sie tun können. Samir! Ursafiel wollte es so." Ein trockenes Lachen war die Antwort. "Ursafiel wollte es. Dann soll er auch das Kind haben. Ich will es nicht." Der Heiler war entsetzt. "Wie kannst Du nur Dein Kind verstoßen. Ist es das was Rahil gewollt hätte?" "Rahil ist tot. Es ist egal was sie gewollt hätte. Alles ist egal. Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Und seins auch nicht mehr!" Der Vater drehte sich ruckhaft um. Er ging zu der Krippe und wollte das Kind zornerfüllt hochnehmen, doch ein kleiner schwarzer Skorpion saß auf dem Kind. Es sah aus als wolle er das Neugeborene schützen. Vom Hass getrieben fegte er den Skorpion beiseite und griff nach dem Kind. Den kleinen Stich bemerkte er noch nicht einmal. Zuckend brach er zusammen. Als sei nichts gewesen trippelte der Skorpion wieder an seinen alten Platz auf dem Kind zurück. Der Heiler betrachtete die Szene voller Ehrfurcht. "Ich habe Dein Zeichen erkannt, Ursafiel, Herr der Schmerzen. Das Kind soll in Deinem Glauben erzogen werden. Und ich werde ihn Bara nennen, denn er ist schuldfrei am Schicksal seiner Eltern."

Der Heiler nahm das Kind mit und versuchte es im Glauben an Ursafiel zu erziehen. Doch Ursafiel lief seinem eigenem Glauben zuwider. Das Kind wuchs schnell und lernte viel. Einzig die Heilkunst blieb ihm verschlossen, den der Heiler wollte nicht, dass das Kind seine Kunst erlernte. Er hatte zu viel Angst davor, dass Ursafiel dies missfiel.

Als sein neuntes Lebensjahr anbrach sollte sich vieles für das Kind ändern. Er sollte einen Einkauf für den Heiler tätigen, da dieser bei einer Geburt half. Er kannte sich in den engen Gassen seiner Heimatstadt aus und nahm so den kürzesten Weg. Als er an einer der Gassen vorbeikam hörte er Schreie. Neugierig rannte er den Hilferufen entgegen. Er sah eine Frau in prachtvollen Gewändern vor zwei dunklen Gestalten wegrennen. Mutig stellte er sich zwischen die Angreifer und die Hilflose. "Bei Ursafiel, dem Herrn der Schmerzen. Ich befehle Euch: Lasst diese ehrenwerte Dame in Frieden." Geschockt von der Stimme des Kindes blieben die Angreifer tatsächlich stehen, denn sie war voller Autorität. Verwirrt betrachteten die Gestalten das Kind. Es war zwar groß für sein Alter, aber auch sehr dick. Lachend krümmten sie sich. Wie konnten sie sich von solch einem Kind aufhalten lassen? "Geh weg, Pausbäckchen. Bevor wir dich anschneiden wie eine Wurst." Einer der Todgeweihten machte einen Schritt auf das Kind zu, ohne jedoch den kleinen schwarzen Skorpion zu bemerken auf den er beinahe getreten wäre. Ein kleiner Stich beendete sein Leben unter Qualen. Auch der zweite Ahnungslose kam nicht mehr dazu dem Kind ein Leid anzutun, denn die Leibwache der Dame stürzte sich auf ihn. Und beendete sein Leben schmerzlos. Der Anführer der Leibwache wandte sich dem Kind zu. "Verrate mir Deinen Namen, damit ich Dich belohnen kann." "Das kann ich nicht, mein Herr." "Was?! Du verrätst mir sofort Deinen Namen, sonst liegst Du gleich neben denen!" "Der Name bei dem ich gerufen werde ist Bara, mein Herr. Aber meine Eltern haben mir keinen gegeben." Das Kind bückte sich, um den kleinen schwarzen Skorpion auf die Hand zu nehmen. Er lief freiwillig auf die Hand des Kindes hinauf und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Der Anführer schien verwirrt. "Also hat man Dir bei Deiner Geburt keinen Namen gegeben?" "Nein, mein Herr, hat man nicht. Ich werde von meiner Ziehfamilie Bara gerufen und von meinen Freunden werde ich Kulthum genannt." "Siddik, lass mich mit dem Kind sprechen." Die Dame wandte sich dem Kind zu. "Warum haben Dir Deine Eltern keinen Namen gegeben?" "Mein Mutter starb bei meiner Geburt und mein Vater starb kurz danach als er versuchte mich umzubringen. Also trage ich keinen Namen. Niemand gab mir einen und ich will keinen wählen." Die Dame war etwas schockiert von dem Gesagten. "Ihr könnte mich doch Salama nennen, denn immerhin brachte ich Euch Sicherheit." "Warum sollte ich Dir einen Namen geben? Ich werde Dich nie wieder sehen." "Ihr sollt mir keinen Namen geben. Ich sagte, Ihr könnt mich Salama nennen." Der Anführer der Leibwache schaltete sich in das Gespräch ein, denn ihm gefiel das sonderbare Kind. "Salama, sag mir was willst Du in Deinem Leben machen?" "Ich weiß nicht, aber ich werde Ursafiel dienen und ich will es besser machen als jetzt." Zufrieden mit der Antwort des Kindes fragte der Leibwächter wo das Kind wohnte und er versprach es am Abend zu besuchen. Das Kind setzte den Skorpion auf den Boden und eilte seinem ursprünglichen Auftrag entgegen, leise Gebete murmelnd.

Am Abend kam der Leibwächter wie versprochen. Und er verhandelte mit dem Heiler. Als sie schließlich übereinkamen rief der Leibwächter das Kind zu sich. "Salama, Du wirst dieses Haus heute mit mir verlassen. Du wirst Deinem Gott besser dienen können. Du wirst in die Leibgarde des Emirs aufgenommen."

Und das Kind wurde von diesem Tag an als Leibwächter erzogen. Er lernte den Kampf und den Verhaltenscodex der Wache des Emirs. Außerdem erfuhr er vieles über Ursafiel. Und alles was er lernte bestärkte seinen Glauben. Als er alt genug war wurde er zum Schutz der Dienerschaft des Emir eingeteilt und seine Schutzbefohlenen nannten ihn Thabit Hammam, den er schützte sie mit Stärke und Eifer. Der Anführer der Leibwache rief ihn Salama, denn er erinnerte sich immer an das erste Treffen mit dem Kind. In der Wache war er nur als Samir bekannt, den er war es der häufig die Nächte durchwachte. Und immer noch wählte er sich keinen festen Namen, denn jeder kannte immer nur einen Teil von ihm und jeder Name würde immer nur diesen Teil beschreiben. Nur Wenige sahen den unerschütterlichen Glauben an den Schmerz, den Tod und die Schönheit in ihm. Und diesen wenigen fanden keinen passenden Namen für seinen Glauben.

Eines Tages wurde er zu dem Anführer der Leibwache gerufen. "Salama, Du wirst den Palast verlassen. Du wirst eine lange Reise antreten müssen." "Ich gehe wohin mich Ursafiel führt. Welchen Wunsch hat der Emir?" "Du wirst einem neuen Herrn dienen müssen. Der Emir sendet Dich mit einem Brief zu Imam Jereck ben Alkan ben Tulle. Du sollst den Brief allerdings seiner Dienerin Zahra überreichen. Danach sollst Du beim Imam verbleiben." Als der Leibwächter den Namen des Imam vernahm wurde er sichtlich aufgeregt, denn der Imam hatte den Ruf im Palast, Ursafiel mit einem unvergleichlichen Eifer zu dienen.

So machte der Wächter sich mit einer wichtigen Nachricht im Gepäck auf den Weg zum Imam. In dem Wissen, dass er einen Weg aufgetan hatte seinem Gott noch besser zu dienen als zuvor und in der Unwissenheit was er mit sich trug...